PDA

Vollständige Version anzeigen : Vertrauen in Politiker?


wate
22.12.2006, 10:05
Wenn man sich den Murks anschaut, den unsere Politiker quer durch alle Parteien veranstalten, dann braucht sich keiner zu wundern, wenn gerade mal noch 50-60 % der Wahlberechtigten ihre Option wahrnehmen. Es sind auch die Skandale (Lafontaine, Kohl-Spendenaffäre, SPD-Flugaffäre ...), die Vertrauen schwinden lassen. Aber was ist mit den Parteiprogrammen? Die Grünen sind längst von ihrem Umwelttrip abgerückt, die SPD hoffiert die Arbeitgeber, und die CDU hat die SPD derzeit links überholt. Die FDP findet überhaupt nicht mehr statt, und die "Linken" um den Napoleon von der Saar, Lafontaine, samt seinem als Stasispitzel verdächtigten Kompagnon Gysi profitieren in der Wählergunst von sich nicht entscheiden könnenden Wählerscharen in den neuen Bundesländern sowie vom Protest der Menschen gegen die Regierenden in Bund und Ländern. Was muß geschehen, daß Politik(er) in der Bevölkerung wieder ernstgenommen wird/werden? Wann gehen die Menschen auf die Straße, oder sind wir sogar hierfür zu bequem geworden?

MAXX
22.12.2006, 13:41
Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser! ;)
Aber das gibt die Demokratur eben nicht her; sind die erstmal gewählt, können sie fast konsequenzenlos veranstalten was sie wollen.

BvB
22.12.2006, 16:23
Was sag ich immer:
Demokratie ist eine tolle Sache - wenn man die Mehrheit hat :mad:

Raila
22.12.2006, 19:09
Alle in einen Sack, draufhauen und man trifft immer die Ríchtigen.
Das ist das eizigste was ich dazu noch sagen kann.

Raila
23.12.2006, 08:23
Aber mal im ernst: Welcher Politiker hebt sich denn überhaupt noch mit einem eigenem Program und eigenen Ideen von den Andren ab? Es ist ein Einheitsbrei ale sind gleich. Auf der einen Seite die Regierung wo zwischen rot und schwarz kein Unterschied mehr festzustellen ist. und auf der anderen Seite eine Oposition von FDP und Grünen die nur in den Meinungsumfragen nur von den Fehlern der politischen ggner profitiert und aber dabei auch kein eigenes Konzept hat und auch keine neuen Wege aufzeigt.

MAXX
23.12.2006, 09:23
Mit viel gutem Willen (ist ja schließlich Weihnachten) lässt sich ja eventuell sogar noch annehmen, dass die Politheinis und -heidis das was sie da so von sich geben bzw. "beschließen" sogar für gut und richtig halten.

Dies ist aber in vielen Fällen ein Irrglaube, weil sie
a.
keinen Überblick haben über die gesamten Konsequenzen ihres Handelns, also schlicht fachlich überfordert (bin ja ein höflicher Mensch) sind,
b.
gar nicht merken (wollen? ), dass sie lediglich Spielball derer sind, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht die wahren Herrscher sind, und
c.
sie ständig zwischen Parteiräson, Lobbyarbeit und persönlicher Karriere abwägen müssen.

Hinzu kommt, dass sie so gut wie nie für ihr Handeln persönlich und finanziell zur Rechenschaft gezogen werden können, sondern im Gegenteil noch Sonderrechte (Immunität) für sich in Anspruch nehmen dürfen.
Da ist der Gewissenlosigkeit und Nachlässigkeit Tür und Tor geöffnet; und eigentlich ist es niemandem zu verdenken, wenn er/sie diese Systemfehler auch weitlich ausnutzt

Indian
23.12.2006, 19:36
Da ist der Gewissenlosigkeit und Nachlässigkeit Tür und Tor geöffnet; und eigentlich ist es niemandem zu verdenken, wenn er/sie diese Systemfehler auch weitlich ausnutzt
Ich denke doch, dass man das den Betreffenden verdenken kann und auch sollte.

Korrupter Sesselfurzer wird man nicht, weil einen Schicksal/Umwelt/der liebe Gott keine Wahl gelassen hätten, sondern aus ganz freien Stücken.

MAXX
23.12.2006, 22:04
Das mag für Menschen gelten, deren Ideale nicht ständig dem Beschuß durch äussere Einflüsse ausgesetzt sind. Aber je höher jemand in der Hirachie aufsteigt, um so schwerer wird es ihm sich selbst und seinen Ideen treu zu bleiben. Dazu gehören Mut und Uneigennutz.
Denn: b.
gar nicht merken (wollen? ), dass sie lediglich Spielball derer sind, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht die wahren Herrscher sind, und
Letztendlich sind sie selbst in gewisser Weise "Opfer", und sehen eben -wenn sie das erkennen- zu, wie sie mit dem Hintern an die Wand kommen- wie jeder von uns auch.

Die einzige Möglichkeit diesen Kreislauf zu durchbrechen sehe ich im Entzug der Legitimierung -also Verweigerung der Zustimmung bei Wahlen- bei gleichzeitigem eigenem anderen (besseren) Verhalten im persönlichen Umfeld, und der Schaffung von "demokratischeren" Strukturen dort wo man direkten Einfluß hat (Familie, Freunde, Arbeitsplatz, Verein, Selbsthilfeorganisationen und -gruppen) und:
Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung! (Wer erkennen kann, wie das Ganze "funktioniert" und aufgebaut ist, lässt sich nicht so leicht verschei**ern.)

Indian
24.12.2006, 14:58
Aber je höher jemand in der Hirachie aufsteigt, um so schwerer wird es ihm sich selbst und seinen Ideen treu zu bleiben.
Ich sehe das eher anders herum: Um in der Hierarchie überhaupt aufsteigen zu können, muss man sich bereits bestens an das System angepasst haben und seine Spielregeln kennen + befolgen.

Man weiß also als Politkarrierist schon sehr früh sehr genau, was man tut (oder tun muss) und was das dann letztlich für die eigenen Ideale/Werte/Ideen bedeutet.

Deswegen sehe ich in der Politik auch weit und breit keine Opfer, sondern jede Menge Täter.
(Bei sehr vielen Politikern - vor allem auf der mittleren Ebene - dürften sich die eigenen Ideale auch schon von vornherein darauf beschränkt haben, mit möglichst wenig Arbeit/Aufwand möglichst viel Geld zu verdienen.)

Fröhliche Weihnachten Dir und allen anderen hier! :)

Ake
26.12.2006, 14:08
Das war die Schimpftirade, die sich sehr gut nachvollziehen kann. Aber was haben wir denn Produktives zu bieten? Einen Ansatz sehe ich nur in Maxx Beitrag zu mehr Engagement im eigenen Kreis.

Raila
26.12.2006, 14:44
Zum Beispiel durch mehr Volksabstimmungen über bestimmte themen wies die Schweizer machen. Den Politikern für vier Jahre freie Hand zu geben ist ein Fehler. Es fehlt die Kontrolle!!!!

BvB
26.12.2006, 14:57
Das bei uns praktizierte System ist eigentlich schon ok. Wir haben die Gewaltenteilung und auch genug Kontrollorgane. Die Abgeordneten sind nur ihrem Gewissen verpflichtet (schön wärs). Und wenn sie mal nach ihrem Gewissen handeln (siehe Simonis-Wahl) schreit alle Politik-Welt gleich Verrat. Der Fehler liegt doch nicht im System sondern in den Menschen innerhalb des Systems, die alle noch so kleinen Schlupflöcher für ihr eigenen Vorteil ausnutzen. :mad:

MAXX
26.12.2006, 17:55
Der Fehler liegt doch nicht im System sondern in den Menschen innerhalb des Systems, die alle noch so kleinen Schlupflöcher für ihr eigenen Vorteil ausnutzen. :mad:
Das System ist der Fehler!
An Körper und Geist freie Menschen brauchen keine Stellvertreter, Heilsbringer, Regler, Lösungsverkünder und andere Sprücheklopfer.

Indian
26.12.2006, 23:35
...Denkst Du Dir dieses System weg, müsste es durch ein anderes ersetzt werden.

Wie sollte aber dieses andere, bessere System Deiner Meinung nach aussehen?

Nicht zu vergessen: Wir reden hier nicht über eine imaginierte Ideal-Menschheit, sondern von doch sehr realen Menschen, welche das ganze, und wahrlich nicht durchgehend schöne Spektrum des Menschseins abdecken.

MAXX
27.12.2006, 00:11
...Denkst Du Dir dieses System weg, müsste es durch ein anderes ersetzt werden.
1.
Warum?
2.
Ist diese Erkentnis nicht vielmehr Ergebnis des "alten" Systems (Streben nach Sicherheit/Struktur/Vordenkern), der "alten" Denkweise?

Wie sollte aber dieses andere, bessere System Deiner Meinung nach aussehen? Es ist kein System; es entspricht eher dem Weltbild eines Menschen als eigenverantwortlich denkendem und handelndem Individuum. Frei und selbstbestimmt, und wissend darum, dass seine Freiheit nur erhalten bleiben kann, wenn er selbst niemanden in seiner Freiheit einschränkt.
Weil er im Fall eigener Schwäche auf die "Solidarität" anderer hoffen darf, wird er sich selbst entsprechend seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten solidarisch verhalten.
Nicht zu vergessen: Wir reden hier nicht über eine imaginierte Ideal-Menschheit, sondern von doch sehr realen Menschen, welche das ganze, und wahrlich nicht durchgehend schöne Spektrum des Menschseins abdecken.
Ist mir schon klar, dass meine Vorstellung eine eher idealistisch-philosophische ist; andererseits bin ich nach wie vor nicht bereit die Idealvorstellung resignativ "abzuschreiben".

BvB
27.12.2006, 18:44
@ Maxx:

Und wie stellst du das in der Realität vor (nur mal eine kleine Auswahl an Fragen):

1. Wer entscheidet was "gut oder böse" ist und wer richtet dann darüber?
2. wer baut straßen, brücken usw, wer bezahlt sie und wovon??
3. Wer entscheidet über Ladenöffnungszeiten :D (sorry nicht ernst gemeint)
4. Wer vertritt uns nach außen - oder soll jeder seine eigene Meinung in Straßburg kundtun??
5. Brauchen wir dann noch eine Bundeswehr - doch wer verteidigt uns, wenn wirklich mal was passieren solle?

Es gibt bestimmt noch tausend andere Fragen, die auf jden Fall für ein bestimmtes "System" (wie auch immer) sprechen - denn ich meine ganz ohne Regularien geht es nun wirklich nicht. Und irgendwer muß diese nun mal erstellen, kontrollieren und für alle als verbindlich erklären.

Indian
27.12.2006, 19:32
1. Warum?
Naja, nimmst Du das alte System weg, wird es ganz zwangsläufig durch ein neues (oder auch ein altes neues) ersetzt werden. Systemlosigkeit (Anarchie) wäre natürlich auch denkbar, aber selbst dort steckt ein System dahinter. Das des Chaos.
Es ist kein System; es entspricht eher dem Weltbild eines Menschen als eigenverantwortlich denkendem und handelndem Individuum.
Du wirst kaum einen finden, der sich nicht dafür hält und trotzdem vaiieren die Gedanken und Handlungen in einem sehr großen Spektrum.

Und deswegen braucht es (Spiel-)Regeln.
Frei und selbstbestimmt, und wissend darum, dass seine Freiheit nur erhalten bleiben kann, wenn er selbst niemanden in seiner Freiheit einschränkt.
Sind wir denn tatsächlich so frei und selbstbestimmt? Ist es nicht eher so, dass die Umwelt (Herkunft, Elternhaus, soziale Stellung etc.) unsere Gedanken und Handlungen zu einem nicht geringen Teil lenkt oder bestimmt?
Ist mir schon klar, dass meine Vorstellung eine eher idealistisch-philosophische ist; andererseits bin ich nach wie vor nicht bereit die Idealvorstellung resignativ "abzuschreiben".
Das Problem mit solchen Idealvorstellungen ist, dass sie leider nicht realitätskompatibel sind. Der Fehler liegt hierbei aber nicht im System, sondern im Menschen.

Raila
30.12.2006, 08:15
Nun gut das System als solches finde ich ja auch o.K. . nur im Laufe der letzten jahre mischen mir viel zu viele "Interesenvertreter" der Verbände und Industrie da mit rum . Solche Möglichkeiten sind Dir als kleinem Bürgr nach der Wahl verwehrt. Deshalb nochmal den Vorschlag : Volksabstimmungen bei bestimmten Themen wie z.B.
EU Beitritt der Türkei
Auslandseinsätze der Bundeswehr ( die langfristig geplant werden können)
Änderungen in den Sozialsystemen etc.

Indian
31.12.2006, 00:33
Nun gut das System als solches finde ich ja auch o.K. . nur im Laufe der letzten jahre mischen mir viel zu viele "Interesenvertreter" der Verbände und Industrie da mit rum.
Das ist doch aber kein Phänomen der "letzten Jahre", sondern schon immer so.

Man nimmt solcherlei Phänomene mit steigender Unzufriedenheit nur eher wahr.
Deshalb nochmal den Vorschlag : Volksabstimmungen bei bestimmten Themen wie z.B. EU Beitritt der Türkei
Klingt zwar ganz gut, aber zu so viel Demokratie wird es hierzulande nicht kommen.

Unsere sogenannten Volksvertreter mißtrauen dem Willen des Volkes - und das mit Recht. :rolleyes:
Auslandseinsätze der Bundeswehr ( die langfristig geplant werden können)
Änderungen in den Sozialsystemen etc.
Konkretisiere mal: Was genau schwebt Dir bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr vor und in welcher Weise sollen die Sozialsysteme geändert werden?

Raila
01.01.2007, 10:53
Änderung der Sozialsysteme: Nach Rüttgers Art. wer lange in die Versicherung eingezahlt hat soll auch länger was davon haben, wies ja auch gerecht wäre. Der Grundstandard solllte allerding gesichert sein wie bisher.
Bundeswehreinsätze wie z.B. Afghanistan oder Bosnien müßten nach einer gewissen Zeit bei der Bevölkerung hinterfragt werden halt durch Volksabstimmung o.ä