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Vollständige Version anzeigen : Immer wieder Neuerungen wegen höherer Zuschauerkompatibilität? - Denkanstoß


DiStefano
19.02.2009, 11:34
In der Stuttgarter Zeitung vom 19.02.2009 stand ein Bericht über die Nordische Ski-WM 2009 von Tobias Schall, in welchem die sich auf die verschiedensten Sportarten ausbreitende Sitte, zugunsten höherer Zuschauerkompatibilität immer wieder Modusänderungen durchzuführen, kritisch aufs Korn genommen wird. Diese Gedanken könnten m. E. auch für den Minigolfsport maßgeblich sein. Unter anderem heißt es in diesem Bericht:

"Die [Nordische] Kombination gilt als die Königsdisziplin des nordischen Skisports. Doch dem Weltverband FIS war sie zu langweilig und nicht telegen genug, deshalb hat man sie gestrafft. Verstümmelt, sagen die Kritiker... Alles sollte besser werden, ist es aber nicht geworden. Es ist alles anders geblieben... Eine Revolution hat sich der Weltverband FIS in Form des neuen Kombiniererchefs Walter Hofer ausgedacht, die das Fernsehen locken sollte. Eine Art nordische Kombination 2.0. Zeitgemäßer, schneller, telegener, sexy... Ein Krampf, sagen die Kritiker heute. Im Herbst hat das zuständige Gremium in Kapstadt (!) die Revolution abgesegnet. Seitdem gibt es keinen Sprint und keinen Langlauf über 15 km mehr, sondern nur noch genormt 10 km - und vor allem: es gibt nur noch einen Wettkampfsprung statt wie zuvor zwei Durchgänge. Damit sollte nicht zuletzt der Langlauf gestärkt werden, für die Spannung sei es schließlich perfekt, wenn es auf der Loipe eng zugeht, die Abstände nach dem Springen überschaubar sind, heißt es... Wider die Tradition, gegen die Langeweile... Zwei Blöcke à 30 Minuten gibt es nun, perfekt für das Fernsehen. "Wenn man mehr Einschaltquoten haben will, muss man wohl so was machen", sagt Björn Kircheisen [ein deutscher Spitzenkombinierer].

Viele Sportarten sind vor den Kombinierern diesen Weg gegangen. So manches ist geopfert worden, in der Hoffnung auf eine größere TV-Präsenz. Das Volleyball hat seine Zählweise verändert, das Tischtennis auch und noch dazu einen größeren Ball eingeführt, an vielen traditionsreichen Disziplinen wird immer wieder herumgedoktert, um tauglicher für die Massenmedien zu sein... Die Rechnung geht selten auf. Verändert hat sich für die nordischen Kombinierer seit vergangenem Herbst [in Bezug auf die TV-Präsenz] wenig. Stattdessen haben die Beobachter eine verstärkte Langeweile festgestellt, da es nur noch einen Einheitswettbewerb gibt... Und eine Ergebnislotterie. Der Einfluss der äußeren Bedingungen bei einem Sprung ist ungleich größer als bisher; fällt ein Springen ganz dem Wetter zum Opfer, wird der Trainingssprung gewertet...

Heute... am Auftakt dieser WM ist sowieso alles anders. Der Massenstart feiert seine Premiere... Warum das so stattfindet, weiß keiner so genau. Angeblich seien Verträge schon unterzeichnet gewesen. Heute feiert er seine WM-Premiere, und seinen Abschied. Walter Hofer und andere halten diese Form für Unsinn."

Aus diesem Bericht ergibt sich für mich u. a. die Feststellung: wenn alle Sportarten sich parallel immer telegener machen, dürfte sich doch an der ursprünglichen Verteilung der Medienwahrnehmung nichts ändern. Oder plakativer ausgedrückt: im Fernsehen läuft immer noch Fußball, Fußball, Fußball, Formel I und Boxen, aber in der Zwischenzeit sind alle Sportarten anders geworden.

Sinnvolle Änderungen/Neuerungen in unserer Sportart haben durchaus ihren Platz, so lange das Wesentliche, gewissermaßen die Kernbestandteile unseres Sports nicht berührt werden, und so lange die Modifikationen den Spaß am Ausüben unseres Sports erhöhen. Modifikationen mit dem Ziel der Erlangung einer höheren Medienpräsenz scheinen dagegen wohl ziemlich sinn- und fruchtlos zu sein.

Hans III
19.02.2009, 21:08
In der Stuttgarter Zeitung vom 19.02.2009 stand ein Bericht über die Nordische Ski-WM 2009 von Tobias Schall...
Bericht:
"Die [Nordische] Kombination gilt als die Königsdisziplin des nordischen Skisports.

Wer so was schreibt, kennt sich nicht wirklich aus in der Welt des nordischen Skisports. Die Kombination wird vor allem in den traditionellen Nordic-Ski-Nationen NIEMALS den gleichen Status haben als Skispringen oder Langlauf allein. Wenn's drei norwegische oder finnische Olympiasieger/innen, eine/n von jeder Disziplin gibt (drei schwedische kann's eh nicht geben, da diese nicht springen können), so landet der Kombinierer in Kategorien Beliebtheit und Promifähigkeit immer hinter dem Skispringer und dem Langläufer.

Logicher Weise wo Erfolg ist, da ist auch die Beliebtheit usw. Dank Ronny Ackermann mag man das in Deutschland zu recht dann auch so sehen. Jedoch habe ich heute eben vor dem Kombiwettbewerb ein bisschen skandinavische Online-Zeitungen geblättert. Da waren zufällig die Nationaltrainer Finnlands und Norwegens anderer Meinung und fanden das neue Format eben gut, weil es nicht so arg schlechtes Springen straft (was auch an Wetterverhältnissen liegen kann). Wegen der kürzeren Laufstrecke haben aber auch die besten Läufer nicht extremen Vorteil.

Eigentlich off topic, aber musste nun mal erwähnt werden, da es fast immer zwei Meinungen gibt, es sei denn es geht um die Versammlung des chinesischen Zentralkomitees. Den Massenstart vor Springen halte ich aber genau so für Blödsinn!

mr dehkay
19.02.2009, 21:46
Mit manchen Änderungen in Reglements bzw. Wettkampfmodi aufgrund der gewünschten Verbesserung der Telegenität in diversen Sportarten wird der Vogel abgeschossen (das ist negativ gemeint) und manche machen einen Wettkampf spannender und gleichzeitig fairer.

Wie die Regeländerungen im Minigolf auf EM/WM-Ergebnisse einwirken, weiß ich nicht zu beurteilen, dafür bin ich nicht gut genug. Aber ich bin realistisch genug, um zu sehen, dass man, um die Zuschauerkompatibilität zu steigern, bei uns keine Regeln ändern muss. Denn im Prinzip interessiert sich sowieso keiner für eine TV-Übertratung, außer selbst Aktiven und maximal noch deren Familie/Freunde.

Auch kann ich nicht über solche Änderungen in nordischer Kombination, Wasserball, Schießen, Hallenhalma oder Boule urteilen. Dazu stecke ich einfach nicht genug in der Materie.

Aber manche Regeländerungen muss ich verteidigen:
z.B. die große, von Stephan angeführte, "Tischtennis-Revolution". Zu dieser Zeit war ich als Schüler aktiv und vor allem gut. Nun gab es zwei Regeländerungen auf einmal. Der Ball wuchs von 36mm auf 40mm Durchmesser und der Satz ging nurnoch bis 11, dafür gab es allerdings statt 2 auch 4 Gewinnsätze.
Abgesehen davon, dass der größere Ball langsamer ist und dadurch auch längere und schönere Ballwechsel möglich wurden, ist das Match auch deutlich spannender geworden.
Ich kann mich an einen Spieltag erinnern, an dem ich den ersten Satz mit 0:11 verloren habe, und am Ende mit 3:2 (kürzere Distanz für Schüler!) gesiegt. Das wäre mit den alten 2 Sätzen wohl nicht möglich gewesen.

TuValu
20.02.2009, 09:40
Aber ich bin realistisch genug, um zu sehen, dass man, um die Zuschauerkompatibilität zu steigern, bei uns keine Regeln ändern muss. Denn im Prinzip interessiert sich sowieso keiner für eine TV-Übertratung, außer selbst Aktiven und maximal noch deren Familie/Freunde.



Woher weißt du das denn? Hast du eine repräsentative Umfrage gemacht?

Sollte es jemals Minigolf-Übertragungen in welcher Form auch immer geben, könnte es doch durchaus sein, dass Interesse geweckt wird, Spaß daran gefunden wird und sich plötzlich doch mehr Leute dafür interessieren, als du jetzt annimmst...

Glaubst es würden soviele Leute pokern, wenn Poker nicht dauernd und stundenlang im TV gezeigt würde?
Nach dem "Leitergolfspiel" bei "Schlag den Raab" wurde direkt nach der Sendung massiv nachgefragt, aber es war in Deutschland noch gar nicht zu bekommen..
Nach der Minigolfshow in Sat1 waren deutlich mehr Leute auf den Anlagen und haben Interesse gezeigt ...

Alle Vergleiche hinken, ist klar, ich glaube trotzdem, dass sich mehr Leute für Minigolf interessieren als Aktive und ihre Familien....

mr dehkay
20.02.2009, 13:11
Glaubst es würden soviele Leute pokern, wenn Poker nicht dauernd und stundenlang im TV gezeigt würde?

Würden sie garantiert nicht tun. Aber was ist die Intension, Poker im TV zu zeigen? - Richtig, es ist vergleichsweise billig Sendezeit gefüllt. Deshalb gibts auch so viele Talkshows und Realitysoaps im Tagesprogramm von RTL und die anderen.

Aber das ist #5 und wir sind schon dermaßen off-topic ;)

DiStefano
20.02.2009, 13:38
Aus meiner Sicht wäre dies das Topic gewesen:
"...an vielen traditionsreichen Disziplinen wird immer wieder herumgedoktert, um tauglicher für die Massenmedien zu sein... Die Rechnung geht selten auf "

oder:

wenn alle Sportarten sich parallel immer telegener machen, dürfte sich doch an der ursprünglichen Verteilung der Medienwahrnehmung nichts ändern. Modifikationen mit dem Ziel der Erlangung einer höheren Medienpräsenz scheinen wohl ziemlich sinn- und fruchtlos zu sein.

nicht ob in Finnland die Nordische Kombination einen höheren Stellenwert hat als der Skilanglauf, oder ob der größere Ball im Tischtennis für mehr Spannung sorgt.

Ich finde die Frage interessanter, ob das andauernde Modifizieren und Erneuern des Minigolfsports tatsächlich zu einer höheren Medienpräsenz führen kann oder ob es nicht ein Kampf gegen Windmühlenflügel à la Don Quichotte ist.

pinkydiver
21.02.2009, 23:15
Ich finde die Frage interessanter, ob das andauernde Modifizieren und Erneuern des Minigolfsports tatsächlich zu einer höheren Medienpräsenz führen kann oder ob es nicht ein Kampf gegen Windmühlenflügel à la Don Quichotte ist.

garantiert nicht, führt eher zu Unmut bei alt eingesessenen, die den Sport ja fast alleine hoch halten

Schnürschuh
06.03.2009, 20:53
Hallo Zusammen,

ich stelle ernsthaft die Frage, was der Minigolfsport im Fernsehen noch will??
Ich habe heute Mittag einmal durchgezappt und habe auf Eurosport 2 die Tischfußball WM verfolgt...

Entschuldigt mal, aber ist es nicht wesentlich interessanter, ein Minigolfturnier live auf der Anlage zu sehen? Selbst wenn Minigolf live im TV (von mir aus auch als Aufzeichnung) anzusehen wäre, könnten damit niemals Sponsoren an Land gezogen werden, wo man davon reden könnte, dass sich das lohnt.

Mitlerweile gibt es so viele TV-Sender, da wird es m. E. garnicht auffallen, wenn irgendwo Minigolf läuft.

Wenn ich mal so in meinem Bekanntenkreis höre, hat niemand die Stern-TV oder Galileoaufzeichnung aus den letzten beiden Jahren gesehen.

Gruß Max

Pommes
06.03.2009, 22:21
Hallo Zusammen,

ich stelle ernsthaft die Frage, was der Minigolfsport im Fernsehen noch will??
Ich habe heute Mittag einmal durchgezappt und habe auf Eurosport 2 die Tischfußball WM verfolgt...

Entschuldigt mal, aber ist es nicht wesentlich interessanter, ein Minigolfturnier live auf der Anlage zu sehen? Selbst wenn Minigolf live im TV (von mir aus auch als Aufzeichnung) anzusehen wäre, könnten damit niemals Sponsoren an Land gezogen werden, wo man davon reden könnte, dass sich das lohnt.

Mitlerweile gibt es so viele TV-Sender, da wird es m. E. garnicht auffallen, wenn irgendwo Minigolf läuft.

Wenn ich mal so in meinem Bekanntenkreis höre, hat niemand die Stern-TV oder Galileoaufzeichnung aus den letzten beiden Jahren gesehen.

Gruß Max
Wo ich diesen Eintrag gelesen habe, besonders wegen der genannten Nichtauffälligkeit von Minigolf bei Fernseh-Übetragungen, dachte ich mir:
Wie sieht es denn mit Internet-Fernsehen aus?
Könnte man nicht dort auch Fernsehberichte von Minigolf-Events reinstellen,
welche man allerdings aus Kostengründen wahrscheinlich selber anfertigen müsste?
Hat sich diesbezüglich schon mal jemand (z..B. Wate) sachkundig gemacht über diese Möglichkeit und seine Aufwandskosten?

bärliner
09.03.2009, 05:58
Ja, ein entsprechendes "Angebot" wurde bereits geprüft. Die Kosten einer einzigen Sendung übersteigen bereits den Gesamtetat des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit. So etwas funktioniert nur, wenn für diese Produktionskosten ein Werbepartner/Sponsor einsteht.

awhw
09.03.2009, 07:53
Na dann mal fix die Flaschenhalter an den Balltaschen umrüsten auf:
500 ml Tetra Pack, rechteckig, Typ ... :)
P.S. @ wate
Ist eigentlich "Schleichwerbung" im auwi erlaubt?