![]() |
Minigolf-Jugend im DMV
Weil mein Herz immer noch ein bisschen Minigolf schlägt, schaue ich ab und zu in die Ergebnislisten aktueller Turniere. Dabei ist mir beinahe die Brille von der Nase gefallen, als ich die Online-Ergebnisse der diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften in Bad Münder verfolgt habe. Am Start sind 3 Schülermannschaften und 3 Jugendmannschaften. Und von diesen 6 Mannschaften sind 5 Spielgemeinschaften! Gab´s das schon einmal?
Wie schlimm ist es um den Nachwuchs im deutschen Minigolfsport bestellt? |
Zitat:
Gib mal "deutscher sport kein nachwuchs" in Google oder einer anderen Suchmaschine ein und du wirst sehen, dass es hierzulande in allen Sportarten an Nachwuch fehlt. So gesehen kann man vielleicht sogar froh sein, dass Minigolf bis ins hohe Alter gespielt werden kann und die Senioren den Minigolfsportbetrieb noch einigermaßen aufrecht erhalten können. Aber es gibt definitiv altersbedingt und durch (Verzeihung) Ableben mehr Abgänge in den Vereinen als Zugänge an Nachwuchs. Die meisten Nachwuchsspieler:innen sind ohnehin Kinder von Vereinsspieler:innen. |
Zitat:
Die Nachwuchsproblematik gibt es, wie Du richtig beschrieben hast, querbeet durch alle Sportarten. Ich sehe das auch immer mehr im Jugendfußball, wo ohne Multikulti und ohne Spielgemeinschaften nur noch in den ganz jungen Jahrgängen ein problemloser Spielbetrieb möglich ist. Die Rand- und Nischensportarten wie z.B. Minigolf leiden unter dieser Entwicklung ganz besonders. Trotzdem gucken junge Leute schon genau hin, welche Sportart für sie infrage kommt. Minigolf hat da keine guten Karten, weil es im Zeitalter von Bumm und Bäng einfach nicht konkurrenzfähig ist. Hinzu kommen der immense Zeitaufwand sowie der finanzielle Aufwand. Jugendliche wollen am Wochenende mit ihren Kumpels zocken und nicht nur bei Regenunterbrechungen während eines Minigolfturniers. So, wie Minigolf als Sport angeboten wird, interessiert das herzlich wenig, und der Nachwuchs generiert sich hauptsächlich durch Minigolf spielende Eltern. 70 % der im DMV aktiven Spieler(innen) sind Senioren. Es kommt kein nennenswerter Nachwuchs hinzu. Mein Fazit: Schön, dass es noch die Unentwegten im Minigolfsport gibt. Minigolf ist ein faszinierendes Spiel, das leider nicht aus seiner Nische herauskommt. Insofern sehe ich den DMV als eine Verwaltungsgesellschaft an, bis der letzte Unentwegte weggestorben ist. |
Zitat:
|
Zitat:
Zitat:
|
Zitat:
|
Viel spannender ist doch die Entwicklung des Minigolfsports. 70 % sind Senioren. Wie hoch schätzt Du den Anteil der Jugendlichen ein?
|
Ungefähr 5,35 %
(also die vier Kategorien Schw, Schm, Jw und Jm zusammen) |
Zitat:
|
Wenn ich die Jugendlichen in meinem Verein (MSC Bensheim-Auerbach) oder Landesverband (HBSV) betrachte, dann hat die Mehrzahl keine minigolfspielenden Eltern.
Verein: 5 von 6 LV: 18 von 24 (auch geschätzt anhand der Namen) |
Im Fußball gibt es laut Statistik des DFB - Stand 2022 - folgendes Zahlenverhältnis:
2,21 Mio Aktive overall 867.000 Männer 188.000 Mädchen und Frauen 905.000 Jugendliche bis 14 Jahre 250.000 Jugendliche 15-18 Jahre Der Anteil der männlichen Nachwuchskicker beträgt etwa 50 %. |
In meinem Verein (Fußball, Turnen, Karate, Tennis, Tischtennis, Volleyball, Handball) gibt es round about 1000 Mitglieder. 600 davon sind aktiv und passiv Fußballer. Unsere Jugendfußballabteilung (6-18 Jahre) umfasst ca. 260 Kids, davon ganz wenige Mädchen. Das liegt ganz knapp unterm DFB-Stand.
Jetzt kann man Fußball nicht mit Minigolf vergleichen. Eine Großzahl der Eltern meldet ihre Kids mit 6 oder 7 Jahren beim Fußball an, egal ob sie die Hacken vorne haben oder nicht. 4 Jahre später trennt sich die Spreu vom Weizen. Viele Kinder hören dann auf, und ab C-Jugend gibt es auf dem Land kaum noch eigenständige Teams. Es gibt überall Spielgemeinschaften, spätestens aber ab der B-Jugend. Die A-Jugend-Kreisliga musste diese Saison mangels genügend Mannschaften im Kreis Kiel teilweise bis zur dänischen Grenze fahren. Wir haben also im Landesverband mit einem Jugendanteil von etwa 50 % Probleme im Spielbetrieb. Wie will das eine Sportart zukunftsorientiert händeln mit einem Jugendanteil von nur 5,35 %? Da muss man jetzt nicht hin- und herrechnen oder gar schönreden. Das funktioniert nicht mehr lange. |
Zitat:
Zitat:
Es ist nämlich ziemlich irrelevant, ob 100 Jugendliche oder 100 Erwachsene mit der Sportart beginnen – entscheidend ist nur die Anzahl. Und wie lange sie dabei bleiben. Da habe ich sogar die Vermutung, daß es bei der letztgenannten Gruppe länger sein wird. |
Zitat:
Sicherlich funktioniert es immer dort besser, wo ein Kümmerer ist, aber das geht auch mal zu Ende. Früher gab es regelrechte Jugendhochburgen (Mainz, Kerpen, Schriesheim...), um nur mal 3 Vereine zu nennen. Mittlerweile kommen auch diese Vereine nicht mehr in den Ergebnislisten vor. Du hast doch die Nase immer im Wind, Thomas. Mach mir doch mal Hoffnung, dass Minigolf in seiner jetzigen Form die Kurve kriegt. |
Zitat:
Zitat:
Auf Vereinsebene haben die meisten innerlich schon aufgegeben – und der (Bundes-)Verband steckt bei begrenzten Ressourcen Energien in andere Felder als die Mitgliedergewinnung. |
Zitat:
Dabei will ich jetzt nicht ehrenamtliche Arbeit von Leuten, die sich Mühe machen und überlegen, wie man Jugendliche zum Minigolfsport hinlockt, schlechtreden. Ich kann mir vorstellen, dass es einige Leute im DMV und in den Landesverbänden gibt, die das vorantreiben möchten und sich den Hintern deswegen aufreißen. Ihnen gehört mein Respekt. Letztendlich werden solche Bemühungen im Großen nichts bewirken, weil die Rahmenbedingungen des Minigolfsports ganz einfach nicht geeignet sind, junge Leute an die Schläger zu bringen. |
Zitat:
Get woke, go broke. |
Zitat:
Der Verband (und besonders der davor) haben durch den Minigolfboom der 70er-Jahre eine falsche Motivation erhalten. Minigolf sollte der "große Leistungssport" werden (z.B. Thema "Championsleague" in der Ära Schrod). Die Abteilung 5 z.B. (früher ADKS) wurde müde belächelt von der Abteilung 2, wo man Ergebnisse gespielt hat, die für die "Kleingolfer" kaum erreichbar waren. Dass der Spaßfaktor in der Abteilung 5 viel größer war, weil er sich nicht ausschließlich auf Superergebnisse konzentriert hat, sondern das Miteinander gepflegt hat, wurde geringgeschätzt. Heute fliegt das "hin zum Leistungssport" dem Verband um die Ohren. Zurück geht nicht mehr, weil dadurch die 5- oder 6stellige (?) Förderung durch den Bund entfällt. Aus dem Spaß ist für viele plötzlich Zwang geworden, weshalb viele Minigolfer(innen) aufgehört haben. Minigolf ist zu aufwendig geworden. Dieser zeitliche Aufwand passt nicht mehr in die heutige Zeit. Punkt. Nimm mal Tischtennis: Dort wird auf Kreisebene 2x die Woche trainiert + 1 Spiel am Wochenende, das nach 2 Stunden beendet ist. Beim Minigolfen trainierst Du auf unterer Leistungsebene vielleicht auch nicht mehr als 2x die Woche, allerdings oft auf auswärtigen Anlagen. Dazu braucht es die Ballauswahl, die Geld und Zeit kostet, und wenn´s ganz blöd kommt, sind manchmal die Regenunterbrechungen länger, als ein TT-Turnier dauert. Und je höher die Spielklassen, desto intensiver und aufwendiger wird das. Kids wollen am Wochenende Spaß haben und zocken, mit Freunden oder Freundinnen abhängen. Geht nicht, weil ein Minigolfturnier über den gesamten Sonntag stattfindet. Kids gehen dem Sport schnell verloren, wenn er so dominant das Freizeitverhalten bestimmt. Übrig bleiben die Unentwegten, die es immer geben wird und die das wundertoll finden, wie das so läuft. Und es sind diese Unentwegten, die ein Umdenken verhindern. Ich vergleiche das mal mit einem Kind, dem man im Sandkasten die Schippe wegnimmt. |
Zitat:
Der Satz beschreibt es am besten ;-) |
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 00:20 Uhr. |
Powered by vBulletin® Version 3.6.3 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.