Thema: frohe kunde
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Alt 16.12.2009, 19:00
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Der Kayser Der Kayser ist offline
Systemkritiker
 
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Daumen hoch

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Zitat von DiStefano Beitrag anzeigen
So eine Taktik nennt man "Aus-dem-Markt-kalkulieren". Die Wirkungsweise ist die folgende: durch die gestiegenen Preise sinkt die Kaufbereitschaft (für ein im Kern entbehrliches Gut wie die erwähnten neuen Minigolfbälle) weiter ab, dadurch sinken die Einnahmen trotz Preiserhöhung weiter, dadurch entsteht ein noch höherer Finanzierungsbedarf, folglich werden die Lizenzgebühren weiter erhöht, und das Spiel beginnt von vorn. Irgendwann muss dann der ganze Laden dichtgemacht werden, weil sich niemand mehr für das Produkt "neuer Minigolfball" interessiert.

-jetzt geht meine Satire los-
Damit überhaupt noch Lizenzgebühren hereinkommen, müssen in einem weiteren Schritt alle bisher verwendeten Minigolfbälle für unzulässig erklärt werden, damit die Spieler gezwungen sind, sich mit den dann erlaubten "Lizenz-Bällen" neu einzudecken. Da man dann feststellt, dass der Verkauf der erlaubten sechs bis acht Bälle pro Jahr an die wenigen verbliebenen Sportskameraden ebenfalls nicht genügend einbringt, kommt als nächster Schritt die jährliche Neulizensierung anderer Balltypen, d. h. die Bälle des letzten Jahres sind im darauffolgenden Jahr ebenfalls unzulässig, und es müssen wieder neue angeschafft werden. Auch da zeigen sich die Sportskameraden findig - sie fangen an, Turniere mit 18 geliehenen Mannschaftsbällen zu spielen, die aufgrund ihrer Anschaffungskosten von mittlerweile 100 Euro pro Stück nur noch vom Verein gekauft und an die Mannschaftsführer ausgegeben werden. Der Verband reagiert mit dem letzten Mittel, das er noch hat: das Ausleihen von Bällen wird für verboten erklärt.
-Ende der Satire-

-und jetzt wieder ernsthaft-
Jeder, der kaufmännisches Verständnis hat, weiß, dass er sein Ausgabenverhalten anzupassen hat, sobald die Einnahmen aufgrund von Schrumpfungsprozessen spärlicher fließen und kein tragfähiges Konzept zur alsbaldigen Expansion fertig in der Schublade liegt. Übertragen auf die Verbandsspitze heißt dies, kleinere Brötchen zu backen, so lange der Verband am Schrumpfen ist. Das kann z. B. heißen: keine Welt- und Europameisterschaften mehr an abgelegene Touristik-Orte, sondern nur noch an schnell und billig erreichbare Zentren vergeben, Welt- und Europameisterschafts-Turnus von jährlich auf zweijährig erhöhen, Abspecken internationaler Rahmenterminpläne (Länderkämpfe, Europacups...), Zusammenlegung von Landesverbänden, seltenere Treffen der Technischen Kommission, um immer wieder neue Regeländerungen auszutüfteln. Die bisherige "Lebensweise" ist im Grunde Luxus, welchen sich nur ein kerngesunder, einnahmestabiler Verband leisten kann, und durch die angegebenen Einschränkungen können jede Menge Ausgaben eingespart werden.
Von vorn bis hinten (und ganz besonders in der Mitte ) ein Weltklasse-Beitrag, das meine ich ausnahmsweise todernst.
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"Er nennt sich vielleicht Kayser, aber er spielt wie ein Bettler." (Hermann Dräger, Philosoph)
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